Herausforderung: Paarbeziehung

Nergiz EschenbacherPsychotherapie

Herausforderung Paarbeziehung Praxis für Psychotherapie Freising, Nergiz Eschenbacher

Herausforderung Paarbeziehung?!

Die Paarbeziehung scheint in unserer Zeit eine der größten Herausforderungen geworden zu sein, alleine wenn wir sie gesellschaftlich vor dem Hintergrund von Scheidungsraten bis zu 50% betrachten. Daneben gibt es scheinbar das gegenteilige Extrem, dass keine passende Partnerin oder passender Partner gefunden wird. In beiden Fällen gibt es Gefühle von Einsamkeit, des Scheiterns, der Selbstzweifel, der Ohnmacht und vor allem der scheinbaren Perspektivlosigkeit. Das liegt meist daran, dass wir immer noch daran glauben, dass eine „gute“ Beziehung oder Partnerschaft etwas vom Schicksal, Gott oder einer anderen höheren Macht gegeben ist und die Lösung für ihr Gelingen vielleicht zudem wesentlich in der Hand der (möglichen) Partnerin oder des (möglichen) Partners liegt. Würde er/sie das und das ändern, könnten wir dies und jenes… oder einfach indem sie in unser Leben treten…

Meine Bedürfnisse

Wir vergessen das Offensichtliche: unsere eigene Gestaltungsmacht im Sinne von „etwas machen zu können“ und darin enthalten – noch wesentlicher – unsere Verantwortung für uns selbst. Wir vergessen uns nämlich meist. Wir vergessen, dass unser Selbst, unsere Gefühle, unsere Bedürfnisse eine Größe sind, die immer eine wesentliche Rolle spielen sollten und bei Entscheidungen in unseren Paarbeziehungen dürfen und sogar müssen.

Das ist schwierig. Ja. Es ist schwierig, da sehr vieles erst geklärt, sortiert und vor allem erkannt und verstanden werden darf, was „ich will und brauche“ im Sinne von „meine Bedürfnisse“ bedeutet. Oft wissen wir das selbst gar nicht (mehr). Denn unsere heutigen Beziehungen sind immer das Resultat früherer Beziehungs- und Bindungserfahrungen. D.h. von was und wem wurde unsere Bindung zu einem anderen Menschen geprägt. Haben wir hier zu vertrauen gelernt, weil unsere Bezugspersonen verlässlich waren und uns in unseren Bedürfnissen erkannt und verstanden haben oder lebt in uns eine Unsicherheit, weil wir gewissen Vorstellungen und Erwartungen scheinbar nie entsprechen konnten (und immer noch nicht können) oder gab es gar das Vergessen werden, Vernachlässigungen und Gewalt, die uns das Gefühl von Wert – und Hilflosigkeit gaben? Wurden wir mit dem was wir brauchen, gehört, gesehen und geliebt oder mussten wir dafür immer wieder kämpfen, hoffen, Leistung bringen, bitten oder sie gar aufgeben…?

All das lebt in uns weiter, als ein kindlicher Teil, der sich vor allem in unseren engsten Beziehungen zeigt. Das ist zunächst sogar wertvoll, da wir unserem Gegenüber vertrauen unsere verletzlichste Seite zu zeigen. Oder eben, wir verhindern das, indem wir uns gar nicht in eine verletzliche Situation in einer Partnerschaft bringen. Das ist in beiden Fällen eine bedeutsame Chance vor allem für uns selbst mit diesem Anteil unseres kindlichen Selbst in Kontakt zu treten und ihm endlich das zu ermöglichen, was ihm viele Jahre verwehrt worden ist: ernsthaft wahrgenommen zu werden, Gehör und Verständnis zu finden – und zwar von uns selbst. „Ich erkenne dich und du bist gut, wie du bist“.

Eine mögliche Chance?

Das ist für uns eine große Chance eventuell nötige Veränderungen in unserem Leben vornehmen zu können. Der erste Schritt ist zunächst mich und meine Bedürfnisse wahr- und kennenzulernen und damit auch die damit verbundenen Verletzungen, die dazu geführt haben, sie tief in uns selbst zu vergraben und vielleicht sogar zu verdrängen. Sie wären sonst zu schmerzhaft. Einfacher ist im Konflikt, im Streit, in der Auseinandersetzung, im Vorwurf und vielleicht sogar der Schuldzuweisung mit meinem Partner, meiner Partnerin dem Schmerz einen aushaltbaren Rahmen zu geben, der mir ermöglicht ihm nach wie vor aus dem Weg zu gehen. Denn, wenn ich ihn in meinem Gegenüber bekämpfen kann, dann wird er in mir keine ungewollten tiefen Schmerzen verursachen können. Oder um dem aus dem Weg zu gehen, entsagen wir sogar einer Partnerschaft vollkommen.

Dieser zutiefst menschliche Überlebensmechanismus ist allerdings leider der Grund, dass wir uns so ohnmächtig und ausgeliefert in unserer (nicht-) partnerschaftlichen Situation fühlen. Denn in der Anderen/im Anderen haben wir keinerlei Handhabe sie zu lösen. Er/Sie muss bereit sein daran zu arbeiten oder etwas zu verändern. Wir können das nur bei und in uns selbst. Hier haben wir den Einfluss, die Macht und was das Wesentliche ist die wahre Möglichkeit eine so sehr erwünschte Veränderung nicht nur in uns, sondern vielleicht sogar in unserem Leben herbeizuführen.

Wie? Mit Ehrlichkeit unseren Bedürfnissen gegenüber und vor allem mit Mut hinzuschauen. Darf ich mir nun endlich eingestehen, dass ich bereits sehr lange auf meine innere Freiheit und meine Lebendigkeit verzichtet habe, damit eine Partnerschaft besteht oder nicht besteht. Ist dieser Verzicht so groß, dass sie mich unglücklich, unzufrieden macht und vielleicht sogar zu Depressionen und Ängsten in meinem Leben geführt hat.

Wie arbeite ich in meiner Praxis mit dem Thema Paarbeziehungen

Das Kind in uns (wie wir es von Kindern aus vielen Geschichten, Filmen und vielleicht aus dem eigenen Umfeld kennen) will sich nie trennen und so lebt unsere Hoffnung verborgen in uns, dass doch noch alles gut werden kann und wird. Und vielleicht ist das auch so. Vielleicht aber auch nicht. Die Frage sollte immer sein, fühle ich meine eigene Lebendigkeit und kann ich diese Lebendigkeit in dieser Beziehung(slosigkeit) frei leben und umsetzen?

In meiner Praxis habe ich das Ziel gemeinsam in einer achtsamen und vorurteilsfreien und menschlichen Begleitung innere Glaubenssätzen und dahinterliegenden Verletzungen zu erkennen, durchzuarbeiten und Möglichkeiten des Umgangs damit zu erarbeiten.  Wer bin ich? Durch welche Bindungsmuster und – erfahrungen bin ich geprägt? Was führt mich dazu in keiner Partnerschaft zu leben oder immer wieder an „dieselben“ PartnerInnen zu geraten oder in bestehenden Partnerschaften die immer gleichen Konflikte durchleben zu müssen?

Auch wenn wir mit unseren Bedürfnissen nicht im Leben willkommen waren oder angekommen sind und unser Umfeld hier Einschränkungen erwartet und einfordert hat, ist jeder Mensch in seiner Individualität wertvoll eigenes Glück, Lebendigkeit, Freiheit und Zufriedenheit leben zu dürfen. Wir selbst sind die Einzigen, die das für uns entscheiden.