Die Prä- und Perinatale Psychotherapie ist ein noch relativ junger Bereich, der allerdings bereits unter anderem mit Otto Ranks (geb. 1884 Wien) Buchklassiker „Das Trauma der Geburt“ seinen Anfang nahm. Rank war einer der engsten Vertrauten Sigmund Freuds und Förderer der Psychoanalyse.
Was bedeutet die Prä- und Perinatale Psychotherapie? Sie sagt, das bereits die Umstände im uterinen Raum – also im Bauch unserer Mutter, während ihrer Schwangerschaft mit uns und auch die Umstände unserer Geburt und die ersten Lebensjahre bis wir sprechen können, eine wichtige, prägende, bedeutsame Zeit für uns und unser Sein sind. Sie prägt unser tiefstes seelisches Ur-Kleid. Sie ist die Basis und Grundlage für alle danach kommenden Entwicklungsschritte und –stadien sowie Beziehungsmuster, die wir leben. Was bedeutet das für uns und unseren Alltag:
Wie empfinde ich die Welt? Als ein freundlichen Ort, der mich willkommen heißt und fördert? Oder als feindlich und bedrohlich? Wie erlebe ich wichtige Lebensübergänge (Schulübertritt, Pubertät, Arbeits- oder Wohnortwechsel , Heirat, Schwangerschaft, Wechseljahre, Rente, usw.)? Gehe ich sie freudig an oder machen sie mir immer Angst oder stürzen mich gar in Verwirrung? Habe ich das Gefühl in entscheidenden Situationen immer verlassen zu sein? Wie lebe ich in Beziehungen – wie baue ich sie auf und führe sie fort? Oder will ich lieber unabhängig und alleine meinen Weg gehen? Habe ich das Gefühl, ich muss immer kämpfen, um das was ich brauche? Oder wird es mir gegeben und geschenkt? Darf ich Hilfe annehmen? Nein, sie steht mir sogar zu? Werde ich gesehen, als die Person, die ich wirklich bin? Oder wäre es mir am liebsten, ganz und gar unsichtbar zu sein? Habe ich das Gefühl, immer schon das falsche Geschlecht zu haben? Bin ich von (Alltags-) Anforderungen überfordert? Oder gehe ich sie mit Elan und Freude an?
All diese Fragen und noch wesentlich mehr, können (natürlich nicht ausschließlich) einen Hinweis auf Erfahrungen aus unserer vorgeburtlichen und geburtlichen Zeit geben. Und deswegen betreffen sie alle Menschen – ob Frau oder Mann. Uns ist gemeinsam: wir alle sind in einem Mutterbauch entstanden. Das ist sogar vielleicht das was uns – vor dem Hintergrund der Geschlechterdebatten – am deutlichsten unsere Gleichheit begründet. Hier gibt es keine Unterschiede. Wir sind alle durch diese Erfahrung gegangen und aus ihr geworden. Sowohl in biologischer Hinsicht, als auch in psychologischer. Hier haben wir alle grundlegende Erfahrungen gemacht, die uns sogar jetzt im Erwachsenenaltern noch (ebenso, wie als Säugling, Kleinkind, Kind, Jugendliche, Heranwachsende) prägen und – öfter als wir denken – unsere Gefühle, unsere Handlungen, unsere Beziehungen und unser Sein sogar manches Mal bestimmen.
Da es sich allerdings an eine Zeit handelt, die wir bewusst kognitiv nicht erinnern können, liegen die Antworten oft in unserem Körper-Zell-Gedächtnis verborgen, in unseren inneren Bildern und vor allem in unseren Gefühlen und Stimmungen. Durch verschiedene Methoden der Prä- und Perinatalen Psychotherapie ist es möglich ihnen auf die Spur zu kommen und vielleicht sie sogar präventiv (Mutter-Kind-Bindungsanalyse) zu begleiten.
Meine eigenen Selbsterfahrungen haben mich hier oft überrascht und erleichtert. Ich hatte Antworten bekommen, auf Gefühlszustände, Stimmungen, Ahnungen und (chronische) Erkrankungen. Sie sind wiedergekehrt ohne das ich die Ursache erkennen konnte. Die Antworten lagen tief in mir verborgen und ich durfte sie anhand von Körper- und Kunsttherapeutischer Pränataler Arbeit kennen- und verstehen lernen. Trotz Selbsterfahrung hatte ich einige wiederkehrende Verhaltensmuster, die ich mir nicht erklären konnte. Bis jetzt.